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  1. Analyst Insights

Trumps Wahlsieg: Konsequenzen für die europäische Wirtschaft

Trumps Wahlsieg: Konsequenzen für die europäische Wirtschaft

Written by

Clara-Camille Schneider

Clara-Camille Schneider
Industry Analyst Published 02 Dec 2024 Read time: 4

Published on

02 Dec 2024

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4 minutes

Key Takeaways

  • Trumps Protektionismus und geplante Importzölle können den internationalen Handel belasten und die Grundsätze der Welthandelsorganisation (WTO) verletzen.
  • Die angekündigten Importzölle auf Exporte in die USA können in Deutschland das Wachstum bremsen und Rezessionsängste schüren.
  • Trumps Wiederwahl fordert die Europäische Union zu strategischen Anpassungen im Rahmen aufkommender Handelskonflikte und der Beziehung zu China.

Mit der Wahl von Donald Trump zum nächsten US-Präsidenten werden die globalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen komplizierter, was die internationalen Handelsbeziehungen belasten wird. Die protektionistische Handelspolitik von Trump umfasst Importzölle, die ein Risiko für europäische und somit auch deutsche Unternehmen darstellen und sich zu Handelsbarrieren ausweiten könnten. Die Erhöhung von Importzöllen könnte Vergeltungsmaßnahmen anderer Länder und der Europäischen Union (EU) nach sich ziehen und damit das globale Wirtschaftswachstum verlangsamen und die Inflation erhöhen.

Trumps Importzölle dürften die Handelsbeziehungen zwischen den USA und der EU belasten

Trump ist ein Befürworter des Protektionismus und will die heimische Wirtschaft, auch auf Kosten anderer Länder, schützen. Um ausländische Konkurrenten zu benachteiligen, hat Trump im Wahlkampf versprochen, auf alle Importe in die USA einen Zoll von 10 % bis 20 % zu erheben. Waren aus China sollen sogar mit einem Zollsatz von 60 % belegt werden. Trump möchte damit vor allem den Verlust von Arbeitsplätzen im verarbeitenden Gewerbe umkehren und neue Arbeitsplätze schaffen.

Höhere Importzölle hätten zur Folge, dass europäische Exportgüter in den USA teurer werden und das Auslandsgeschäft europäischer Firmen belasten. Sofern europäische Betriebe keine Produktionsstandorte in den USA besitzen, müssen sie mit einer geringeren Nachfrage und sinkenden Margen rechnen. Diese Entwicklung verstärkt den Anreiz für europäische Unternehmen, ihre Produktion in die USA zu verlagern.

Zugleich sollen auslaufende Steuerkürzungen für Unternehmen in den USA verlängert werden. Die vorgesehene Senkung der Unternehmenssteuer von 21 % auf 20 % oder sogar 15 % wird Anreize verstärken, in den USA zu investieren, möglicherweise zulasten des deutschen Standortes.

Da eine einseitige Anhebung der Zölle WTO-Grundsätze verletzt, würde diese protektionistische Wirtschaftspolitik eine Schwächung der Welthandelsorganisation (WTO) bedeuten. Die EU könnte als Reaktion auf steigende US-Zölle ebenfalls Zölle erheben. Dies würde die exportorientierte deutsche Wirtschaft erheblich belasten. Wirtschaftsbereiche hierzulande, die auf den Handel mit den USA besonders angewiesen sind, sind der Maschinenbau, die Automobilindustrie sowie die Pharmaindustrie.

Die USA beschuldigen China, die Märkte mit subventionierten, verbilligten Produkten zu überfluten. Deutsche Firmen, die auf beide Märkte angewiesen sind, könnten unter dem sich verschärfenden Handelsstreit zwischen den USA und China leiden. Selbst Unternehmen ohne direkte Handelsbeziehungen zu den USA könnten betroffen sein, da viele chinesische Exporte deutsche Vorleistungen enthalten. Hohe Zölle könnten zudem mehr chinesische Produkte nach Europa lenken und den Preisdruck hierzulande erhöhen.

Die exportorientierte Wirtschaft Deutschlands muss sich auf hohe Verluste einstellen

2023 waren die USA mit Warenexporten im Wert von 158 Milliarden Euro der wichtigste Exportmarkt für Deutschland. Falls Trump seine Ankündigung umsetzt und höhere Zölle auf deutsche Importe erhebt, könnte dieser Handelskonflikt Deutschland in den kommenden vier Jahren voraussichtlich 130 bis 180 Milliarden Euro kosten.

Neue Handelsbeschränkungen dürften die schwächelnde deutsche Wirtschaft hart treffen. Deutschland ist derzeit schlecht vorbereitet und leidet unter einer Stagnation und einer strukturellen Schwäche. Ein Handelskrieg würde insbesondere die Automobilindustrie, das verarbeitende Gewerbe und die Pharmaindustrie treffen, wodurch die Wirtschaftsprognosen für 2025 und 2026 eine Rezession wahrscheinlicher machen.

Allerdings könnten bestimmte Sektoren in Deutschland von dem Handelskrieg mit den USA auch profitieren. Dies trifft auf den Dienstleistungsbereich und die Hightech-Industrie zu. So könnten hohe Strafzölle gegen chinesische Produkte der Computer-, Chip- und Optikerbranche hierzulande zugutekommen, da ihre Produkte auf dem amerikanischen Markt im Vergleich attraktiver wären. Der deutsche Dienstleistungssektor könnte profitieren, da die USA zunehmend auf lokale Anbieter setzen und weniger internationale Dienstleistungen anbieten. Dadurch könnten deutsche Dienstleistungen weltweit an Attraktivität gewinnen.

Der Handelskrieg mit China könnte die Beziehungen der EU zu diesem Land neu gestalten

Die Wiederwahl Trumps drängt die EU dazu, Strategien zur Stärkung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit und Verteidigungsfähigkeit sowie zum Umgang mit China anzupassen.

Europa ist besonders anfällig für Trumps aggressive Handelspolitik, da viele europäische Unternehmen, etwa aus der verarbeitenden Industrie, der Herstellung von Luxusgütern, der Automobilindustrie sowie des Technologiesektors, stark von den US-Märkten abhängig sind. Die Importzölle könnten ihre Kosten erheblich erhöhen und ihren Marktanteil in den USA verringern.

Bereits bestehende wirtschaftliche und politische Herausforderungen, wie hohe Energiekosten und geopolitische Instabilität, könnten durch einen Handelskonflikt mit den USA weiter verschärft werden. Die EU könnte zudem dazu gezwungen sein, mehr finanzielle Mittel für den Ukraine-Konflikt bereitzustellen, falls Trump seine Unterstützung für das Land entzieht.

Trumps protektionistische Politik könnte die Bündnisse der USA mit anderen Ländern schwächen, während China stärker auf jene Partner zugeht. Beim APEC-Gipfel in Peru und dem letzten G20-Treffen in Rio de Janeiro präsentierte sich China bereits als Verfechter des Freihandels und als verlässlicher Handelspartner.

China bemüht sich auch um bessere Beziehungen zur EU, die nach Trumps Wiederwahl vor Herausforderungen steht. Trump könnte dagegen den Druck auf Europa erhöhen, Abschottungsmaßnahmen gegenüber China mitzutragen. Eine engere Beziehung zu China wird in Europa, nicht zuletzt aufgrund der Partnerschaft Pekings mit Russland, allerdings kritisch gesehen. 

Final Word

Die Wiederwahl Trumps und seine protektionistische Handelspolitik könnten das globale Wirtschaftswachstum und die internationalen Handelsbeziehungen erheblich belasten. Höhere Zölle auf Exporte in die USA könnten zu wirtschaftlichen Verlusten führen und europäische Firmen zur Verlagerung von Produktionsstandorten in die USA zwingen. Ein Handelskrieg mit den USA könnte Deutschland viele Milliarden Euro kosten und eine Rezession auslösen.

Die EU muss sich auf sicherheitspolitische Herausforderungen und mögliche Handelskonflikte vorbereiten, um eine Eskalation zu vermeiden. Zugleich könnte Trumps Politik die Beziehungen zwischen den USA und China weiter belasten, während die EU ihre eigene Rolle in dieser Situation zunächst noch finden muss.

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