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  1. Analyst Insights

Makroökonomischer Rückblick auf das Jahr 2023 in Deutschland

Makroökonomischer Rückblick auf das Jahr 2023 in Deutschland

Written by

Clara-Camille Schneider

Clara-Camille Schneider
Industry Analyst Published 31 Jan 2024 Read time: 4

Published on

31 Jan 2024

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4 minutes

Key Takeaways

  • Im Jahr 2023 ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,3 % geschrumpft. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben das Produzierende Gewerbe besonders stark getroffen.
  • Vor dem Hintergrund hoher inländischer Produktionskosten konnten die energieintensiven Industriezweige ihre wirtschaftliche Erholung nicht fortsetzen.
  • Im Laufe des Jahres hat sich die Verteuerung der Verbraucherpreise verringert. Im Durchschnitt ist die Inflation aber immer noch um 5,9 % gestiegen.
  • Im Jahr 2024 dürfte die Inflation auf ein durchschnittliches Plus von 2,6 % sinken und den privaten Konsum beleben, was sich positiv auf die konjunkturelle Lage auswirken wird.

Während die Bruttowertschöpfung des Produzierenden Gewerbes 2023 abnahm, stützten die meisten anderen Dienstleistungsbereiche die Konjunktur. Ungünstige Finanzierungsbedingungen durch gestiegene Zinsen, Preissteigerungen und eine geringere Nachfrage aus dem In- und Ausland dämpften die Konjunktur. So reagierte die Europäische Zentralbank (EZB) auf die hohe Inflation mit einer Reihe von Zinserhöhungen, um die Geldmenge zu verknappen. Der Anstieg der Verbraucherpreise sank im Laufe des Jahres 2023, während Nahrungsmittel teuer blieben.

Das Bruttoinlandprodukt ist in Deutschland im Jahr 2023 geschrumpft

Laut dem Statistischen Bundesamt ging das reale BIP in Deutschland im Jahr 2023 um 0,3 % im Vergleich zum Jahr 2022 zurück. Damit setzte sich die Erholung der deutschen Wirtschaft vom Einbruch im Pandemiejahr 2020 nicht weiter fort. Im Vergleich zu 2019, dem Jahr vor Beginn der Corona-Pandemie, war das BIP im Jahr 2023 um 0,7 % höher.

Unterschiedliche Entwicklung der Bruttowertschöpfung in den einzelnen Wirtschaftsbereichen

Die um 2 % rückläufige Wirtschaftsleistung im Produzierenden Gewerbe (mit Ausnahme des Baugewerbes) war vor allem auf eine niedrigere Produktion der Energieversorgungsunternehmen zurückzuführen. Die Bruttowertschöpfung des Verarbeitenden Gewerbes, das knapp 85 % des Produzierenden Gewerbes ausmacht, sank um 0,4 %. Die straffe Geldpolitik vieler Zentralbanken hat die globale Industrieproduktion und den Warenhandel gebremst. Neben der gedämpften globalen Nachfrage haben sich die inländischen Produktionskosten und die preisliche Wettbewerbsfähigkeit hierzulande verschlechtert.

Während sich die Produktion in der Automobilindustrie und dem sonstigen Fahrzeugbau erholte, sank die Bruttowertschöpfung in energieintensiven Industriezweigen wie der Chemie-  und Metallindustrie. Nach dem starken Produktionsrückgang infolge der Energiekrise im Jahr 2022 konnte sich deren Produktion im Jahr 2023 kaum erholen. Gründe dafür waren das erhöhte Energiepreisniveau sowie die große Unsicherheit in Bezug auf die Energiepreise.

Die Bruttowertschöpfung des Baugewerbes wuchs 2023 preisbereinigt um 0,2 %. Neben dem Tiefbau stieg die Produktion im Ausbaugewerbe, das vom Ausbau der energetischen Sanierungen profitierte, an. Von den weiterhin hohen Baukosten, dem Fachkräftemangel und den gestiegenen Finanzierungskosten angesichts der Anhebung des Leitzinses durch die Europäische Zentralbank (EZB) waren vor allem der Hochbau und der Wohnungsbau betroffen. Die Bauinvestitionen sanken preisbereinigt um 2,1 %.

Im Dienstleistungsbereich wuchs die preisbereinigte Bruttowertschöpfung in den Bereichen Information und Kommunikation (+2,6 %), Öffentlicher Dienst, Erziehung, Gesundheit (+1,0 %) und Unternehmensdienstleistungen (+0,3 %). Dagegen war der Rückgang im Wirtschaftsbereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe (-1,0 %) vor allem auf eine nachgebende Entwicklung im Groß- und Einzelhandel zurückzuführen, während der Kraftfahrzeughandel und der Verkehrsbereich zulegten.

Im Jahr 2023 wurden im Vergleich zum Vorjahr um 38 % mehr gesamtwirtschaftliche Insolvenzen gezählt, eine deutliche Steigerung gegenüber 2022. Besonders viele Insolvenzen waren in den Großhandelsbranchen, im Bereich der vorbereitenden Baustellenarbeiten, der Bauinstallation und dem sonstigen Ausbaugewerbe sowie im Einzelhandel zu beobachten.

Rückläufige Konsumausgaben bremsen das Wachstum der deutschen Wirtschaft

Der private Konsum, gedämpft durch die hohen Verbraucherpreise, sank im Jahr 2023 preisbereinigt um 0,8 % gegenüber dem Vorjahr. Besonders stark sanken die Ausgaben für langlebige Güter wie Einrichtungsgegenstände und Haushaltsgeräte. Ebenso sanken die staatlichen Konsumausgaben, bedingt durch den Wegfall staatlich finanzierter Corona-Maßnahmen wie Impfungen, Tests und Ausgleichszahlungen für freie Bettenkapazitäten in Krankenhäusern. Zudem zahlte der Bund weniger Transferleistungen an Länder und Sozialversicherungen. Auch im Jahr 2024 ist von keinen großen konjunkturellen Impulsen vonseiten des Staates auszugehen.

Der Anstieg der Verbraucherpreise ging im Jahr 2023 zurück

Laut dem Statistischen Bundesamt lag die Teuerungsrate im Jahr 2023 im Durchschnitt bei 5,9 %. Eine geringere Preissteigerung bei allen Komponenten hat im Laufe des Jahres zu einer rückläufigen Gesamtrate geführt. Die Kerninflation, also die Teuerung aller Güter ohne Energie und Nahrungsmittel, ist dabei zum Haupttreiber der Teuerung geworden. Besonders Nahrungsmittel verteuerten sich mit 12,4 % deutlich.

Die Preise für Energieprodukte stiegen im Jahr 2023 durchschnittlich um 5,3 %, nachdem die Preissteigerung im Jahr 2022 noch bei 29,7 % lag. Während für Erdgas und Strom im Vorjahresvergleich 14,7 % beziehungsweise 12,7 % mehr zu bezahlen waren, wurden Heizöl und Kraftstoffe günstiger.

Die im Euro-Raum erhöhte Inflation hat die EZB dazu veranlasst, im September 2023 die Leitzinsen zum zehnten Mal in Folge anzuheben, womit sie Ende November bei 4,5 % lagen. Entsprechend stark sind die Marktzinsen seit Juli 2022 angestiegen und haben die Kreditvergabe, ersichtlich vor allem im Rahmen sinkender Bauinvestitionen, an Unternehmen und private Haushalte beeinträchtigt.

Neben den geldpolitischen Maßnahmen war der Rückgang der Inflation auf veränderte wirtschaftliche Rahmenbedingungen und eine allmähliche Normalisierung der globalen Lieferketten zurückzuführen. Zudem stabilisierten sich beziehungsweise sanken die Preise einiger wichtiger Inflationskomponenten wie von Energie und Rohstoffen. Der anhaltende Preisauftrieb wurde zusätzlich durch staatliche Entlastungsmaßnahmen gedämpft.

Für das Jahr 2024 ist eine konjunkturelle Erholung zu erwarten

Im Jahresverlauf ist mit einem Abwärtstrend und einer jahresdurchschnittlichen Teuerungsrate von 2,6 % zu rechnen. Allerdings dürften steigende Lohnstückkosten und private Konsumausgaben sowie verzögerte Kostenüberwälzungen bis ins Jahr 2025 für eine erhöhte Kerninflation sorgen. Angesichts der schwachen Konjunktur und der rückläufigen Inflation im Euro-Raum ist mit keiner weiteren Erhöhung der Leitzinsen zu rechnen.

Eine rückläufige Inflation bei gleichzeitig hohen Lohnabschlüssen dürfte zu Realeinkommenssteigerungen führen und den privaten Konsum beleben. Belastend auf die konjunkturelle Entwicklung dürfte sich hingegen die Schwäche des Außenhandels auswirken.

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