Key Takeaways
- Bis Ende 2026 werden rund 190.000 KMU ohne Nachfolgeregelung von der Schließung bedroht sein, was tiefgreifende Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft haben wird, unter anderem durch den Verlust von Know-how und von Arbeitsplätzen.
- Fachkräftemangel und demografischer Wandel, unrealistische Preisvorstellungen, bürokratische Hürden und mangelnde Digitalisierung behindern die Nachfolge. Potenzielle Nachfolger scheuen das unternehmerische Risiko, oder gründen lieber ihr eigenes Unternehmen, als traditionelle KMU zu übernehmen.
- Unternehmen suchen oft intern oder diskret nach Nachfolgern, um die Belegschaft nicht zu verunsichern. Diese Vorgehensweise erschwert jedoch die Suche nach geeigneten Kandidaten, da sie den Suchradius einschränkt.
- Nexxt Change ist eine Initiative, die KMU mit potenziellen Nachfolgern zusammenbringt, indem sie eine umfangreiche Datenbank und fortschrittliche Matching-Technologien bereitstellt. Dies erleichtert die Suche nach Nachfolgern und vereinfacht und beschleunigt den Übergangsprozess.
Der deutsche Mittelstand gilt als Rückgrat der deutschen Wirtschaft und steht dennoch vor einer der größten Herausforderungen seiner Geschichte; die Sicherung der Unternehmensnachfolge. Laut einer Studie der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) werden bis Ende 2026 rund 190.000 der rund 3,8 Millionen KMU von der Schließung bedroht sein, weil kein Nachfolger gefunden werden kann.
Das Fehlen von Nachfolgern und die daraus resultierenden Unternehmensschließungen führen zu einem Verlust von spezialisiertem Know-how, Fachwissen sowie Arbeitsplätzen und schwächen langfristig die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft.
Fachkräftemangel, demografischer Wandel und mangelnde Risikobereitschaft der jungen Generation erschweren die Suche nach einem Nachfolger
Der Fachkräftemangel, verstärkt durch den demografischen Wandel, bildet eine der größten Hürden im Bereich der Unternehmensnachfolge. Der demografische Wandel führt zu einer Überalterung der Unternehmerschaft, ohne dass eine adäquate Anzahl an jungen Talenten bereitsteht, um diese Lücken zu schließen.
Hinzu kommt, dass die wachsende Risikoaversion, insbesondere bei jüngeren Menschen, zu einer abnehmenden Bereitschaft führt, unternehmerische Verantwortung zu übernehmen. Viele bevorzugen eine Festanstellung mit klar definierten Arbeitszeiten und einem sicheren Einkommen.
Schwierigkeiten bei der Einigung über den Kaufpreis und bürokratische Hürden
Die emotionale Bindung des verkaufenden Unternehmers an sein „Lebenswerk“ führt häufig zu unrealistischen Preisvorstellungen. Dies erschwert eine Einigung über den Kaufpreis und kann den Nachfolgeprozess erheblich verzögern oder sogar verhindern.
Die Unternehmensnachfolge ist auch mit zahlreichen bürokratischen Hürden verbunden. Dazu gehören die Einholung einer Vielzahl von Unterlagen und Genehmigungen, die umständliche Anmeldung bei Finanzämtern und Handelskammern sowie die Einhaltung spezifischer gesetzlicher Regelungen zur Erbschafts- und Schenkungssteuer.
Die unzureichende Digitalisierung in vielen Unternehmen macht sie für Nachfolger unattraktiv
In der heutigen Wirtschaftslandschaft ist digitales Know-how entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit. Viele KMU verpassen jedoch den Anschluss an die digitale Entwicklung, was sie für potenzielle Nachfolger weniger attraktiv macht.
Diese digitale Lücke bedeutet, dass junge Unternehmer und Fachkräfte mit dem erforderlichen digitalen Know-how eher dazu neigen, ihr eigenes Unternehmen zu gründen. Sie ziehen es vor, mit frischen Konzepten direkt in den Markt einzusteigen, anstatt traditionelle Unternehmen mit veralteten Strukturen zu modernisieren und deren Digitalisierungsgrad zu erhöhen.
Tradition trifft auf Transformation: Die Suche nach Nachfolgern in jedem Bereich erfordert besondere Ansätze
Das Handwerk und die Industrie brauchen Nachfolger, die bereit sind, körperlich zu arbeiten und ein tiefes Verständnis für branchenspezifische Prozesse haben. Im Einzelhandel erfordert die digitale Transformation ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit, während es im Gastgewerbe besonders darauf ankommt, das Vertrauen der Kunden und die Servicequalität zu erhalten. In der Finanzberatung werden Nachfolger gesucht, die nicht nur mit regulatorischen und technologischen Innovationen zurechtkommen, sondern auch die enge Beziehung zum Kundenstamm des Vorgängers aufrechterhalten können.
Diese spezifischen Anforderungen machen die Nachfolge schwierig und erfordern eine sorgfältige Auswahl potenzieller Kandidaten, um die Kontinuität und den Erfolg des Unternehmens zu gewährleisten.
In Ostdeutschland ist es angesichts des Fachkräftemangels besonders schwierig, einen Nachfolger zu finden
Die Situation der Unternehmensnachfolge in Deutschland ist laut einer Analyse der Industrie- und Handelskammern in Ostdeutschland, einschließlich Berlin, besonders angespannt.
In dieser Region kommen auf jeden potenziellen Nachfolger fast vier Unternehmen, die einen Nachfolger suchen. Im Vergleich dazu liegt das Verhältnis in Westdeutschland bei 3,2 Unternehmen pro potenziellem Nachfolger. Diese Engpässe bei der Suche nach geeigneten Nachfolgern sind vor allem auf den Mangel an Fach- und Arbeitskräften zurückzuführen.
Die Suche nach einem Unternehmensnachfolger ist oft ein diskreter Prozess
Viele Unternehmer bevorzugen zunächst interne Lösungen und wenden sich an Familienmitglieder in der Hoffnung, dass diese bereit sind, das Unternehmen weiterzuführen.
Dieser Ansatz stößt jedoch an seine Grenzen, wenn es entweder an Interesse innerhalb der Familie mangelt oder kein geeigneter Nachwuchs vorhanden ist. Zudem zögern viele Unternehmen, ihre Nachfolgesuche öffentlich zu machen, um Unsicherheiten innerhalb der Belegschaft und mögliche Betriebsunterbrechungen zu vermeiden. Diese Diskretion kann jedoch die Suche nach einem geeigneten Nachfolger noch schwieriger machen.
Die Nexxt-Change-Plattform bietet eine Lösung für das Nachfolgeproblem mittelständischer Unternehmen in Deutschland
Die innovative Plattform Nexxt Change wurde von der Bundesregierung und verschiedenen Wirtschaftsverbänden ins Leben gerufen, um eine Vermittlerfunktion zwischen KMU und potenziellen Nachfolgern zu übernehmen.
Durch den Zugriff auf eine umfangreiche Datenbank und den Einsatz moderner Matching-Technologien erleichtert Nexxt Change den Erstkontakt erheblich und fördert eine effiziente Verbindung zwischen den Parteien.
Nexxt Change arbeitet mit einem Netzwerk von Industrie- und Handelskammern (IHKs), Handwerkskammern und anderen Beratungsstellen zusammen, die als regionale Partner fungieren. Indem die Plattform den Nachfolgeprozess transparenter und agiler gestaltet, unterstützt sie Unternehmer dabei, geeignete Nachfolger zu finden und so die Übergabe ihres Unternehmens reibungslos zu gestalten.
Externe Beratung und Interimsmanagement können den Übergangsprozess erleichtern
In der komplexen Phase der Unternehmensübergabe können externe Berater mit ihrem fundierten Fachwissen in Rechts- und Finanzfragen die komplizierten Prozesse für alle Beteiligten greifbar und verständlich machen. Diese Experten fungieren als Wegbereiter für einen reibungslosen Übergang, indem sie strategische Unterstützung leisten, die Entscheidungsfindung erleichtern und mögliche Risiken minimieren.
Gleichzeitig ist das Interim Management eine strategische Lösung zur Überbrückung von temporären Managementlücken. Der Einsatz von erfahrenen Interim-Managern verschafft Unternehmen die notwendige Managementkontinuität, während die Unternehmer nach einer geeigneten, langfristigen Nachfolgelösung suchen. So wird sichergestellt, dass die operative Stabilität und Kontinuität während des Übergangs gewährleistet bleibt.
Final Word
Insgesamt ist die Unternehmensnachfolge im deutschen Mittelstand eine Herausforderung, die einen proaktiven und strategischen Ansatz erfordert. Plattformen wie Nexxt Change und die professionelle Unterstützung in den Bereichen Beratung und Interim Management bieten wertvolle Ressourcen, um diesen Übergangsprozess erfolgreich zu gestalten und die Zukunftsfähigkeit des deutschen Mittelstands zu sichern.